Zum Tod von Jochen Westermann

Der im Jahr 2015 verstorbene Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte sich als Lebensmaxime ein Gebet des Theologen Reinhold Niebuhr gewählt. Obwohl selber nicht religiös, passte es doch zu diesem Leben: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, / den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, / und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Diese Maxime passte zweifellos auch zu einem anderen Sozialdemokraten, der lange Jahre an der Spitze unseres Verbandes stand. Jochen Westermann prägte seit seinem Amtsantritt im Jahr 1990 diesen Musikverband in einer entscheidenden Zeit. Damals ging es um die Zusammenführung der beiden Verbände aus dem Rheinland und Westfalen zu einem gemeinsamen Landesverband „Nordrhein-Westfalen“. Später um die Professionalisierung seiner Strukturen, vor allem im Qualifizierungs- und Fortbildungsbereich. Das alles geschah mit viel ehrenamtlichen Engagement, nicht zuletzt von Westermann selbst. Als Staatssekretär im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium war das Amt des Präsidenten ein klassisches Ehrenamt. Er füllte es mit der Leidenschaft eines Politikers aus, dem die große Bedeutung des freiwilligen Engagements für den Zusammenhalt dieser Gesellschaft immer bewusst war.

So agierte Jochen Westermann auch gegenüber der Politik. Mit großer Entschiedenheit die Anliegen der 50.000 aktiven Musikerinnen und Musiker zu vertreten, ohne dabei jemals den Blick für das Mögliche zu verlieren. Dabei half das Wissen des gelernten Ökonomen, der die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines solchen Verbandes sehr gut kannte. Wenn Solidität bis heute eines der Markenzeichen des Volksmusikerbund NRW ist, haben wir es unserem langjährigen Präsidenten zu verdanken. Zudem konnte sich jeder auf seine Hilfsbereitschaft verlassen. Nicht zuletzt die Bundesvereinigung, als er dort in einer schwierigen Zeit das Amt des Schatzmeisters übernahm. So machte Jochen Westermann bis zu seinem Ausscheiden aus dem Amt des Präsidenten im Jahr 2016 immer mehr als man erwarten durfte, und es war für ihn trotzdem eine Selbstverständlichkeit. Er hätte es Verantwortungbewusstsein und Pflichtgefühl genannt. Entsprechend blieb er dem Verband nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahr 2016 verbunden. Zuletzt auf dem Landesmusikfest in Schmallenberg, dass er noch als Vorsitzender des Kreisverbandes Hochsauerland verantwortete.

Mag Gott uns also die Gelassenheit geben, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können, um das Gelassenheitsgebet von Niebuhr noch einmal zu zitieren. Es passt zu einem Leben, wo die Philosophie eine wichtige Rolle spielte. Am vergangenen Mittwoch verstarb Jochen Westermann im Alter von 70 Jahren nach langer Krankheit in Arnsberg. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Hildegard, den beiden Kindern Diana und Christoph, sowie den Enkelkindern.

Jochen, Du wirst uns fehlen.